30 Jahre Michl Sacher Schule in Kadambas

Ein Arbeitsbesuch mit umfangreichem Programm

Den Termin für den neuntägigen Arbeitsbesuch in Nepal hatten Michael und Michaele Rebele bewusst gewählt. In ihn eingebettet sein sollte nämlich die Erinnerung an die Eröffnung der „Shree Kali Devi Schule“ im April 1995, vor nunmehr also 30 Jahren. Sie war die erste der von der Nepalhilfe Beilngries finanzierten Schulen. Für die  bayerische Hilfsorganisation firmiert sie unter dem Namen Michl-Dacher-Schule, benannt nach jenem Extrembergsteiger der mit den großen des Alpinismus, wie etwa Reinhold Messner und Hans Kammerlander auf den höchsten Gipfeln im Himalaya stand. Zudem war er der erste  Referent in der langen Liste der Veranstaltungsgrößen in Beilngries.

Natürlich waren noch weit mehr Besuche zu absolvieren, teilweise in Regionen die von den Beilngriesern bis dato noch nicht erreicht wurden. So etwa die neue Krankenstation in Selang im Jugal Distrikt oder die nur wenige Monate alte  Krankenstation in Bushlung, unweit der Kreisstadt Chautara im Sindhupalchok Distrikt.  Ferner standen Besuche an dem Reha-Zentrum zur Behandlung Querschnittsgelähmter, der einzigen ihrer Art in ganz Nepal, oder die Begutachtung zum Neubau weiterer bereits auf der Warteliste stehender Schulen.  Zusammentreffen und Absprachen mit den lokalen Verantwortlichen der Beilngrieser Organisation fanden sich natürlich auf der „To do-Liste“ ebenso wie  mit Dr. Prabeg Dangal und Dr. Sabina Parachuli, sowie dem  Physiotherapeuten Rajan Suwal, einem der Kinder aus dem Shaligram Kinderhaus. All deren Ausbildung finanzierte die Nepalhilfe, oft dank der Unterstützung großzügiger Förderer.

Krankenstationen offiziell übergeben

Gefühlt sind es auf der staubigen Sand- und Schotterpiste wenigstens 50 Kilometer nach Selang, eingerahmt von reichlich Natur und vorbei an menschenleeren Containerdörfern, die von verschiedenen Hilfsorganisationen nach dem  Erdbeben von 2015 errichtet worden waren. Gleichwohl finden sich aber immer noch bewohnte primitive Behausungen, bestehend aus blauen Plastikplanen und einem Wellblechdach. Am Ziel angelangt erwarten Musiker und Tänzer das Regensburger Ehepaar und begleiten sie zu dem geschmückten neuen Gebäude. Das besteht aus mehreren Behandlungsräumen und einer Apotheke im Erdgeschoß sowie einer Wohnung im ersten Stockwerk. Begrüßungsreden und Dankesworte, samt der Enthüllung einer Erinnerungstafel durch Michaela Rebele sind fester Bestandteil dieser Zeremonie. Bürgermeister Resham Syangbo vergisst nicht zu erwähnen, dass diese Krankenstation nicht nur die neueste unter den bestehenden sieben der Region sondern auch die am besten ausgestaltete sein wird. Zum Abschluss der zweistündigen Zeremonie wechseln Bedarfsschreiben zur Errichtung einer weiteren Krankenstation und einer Schule den Besitzer. Der relevante Ort sei etwa eine Tagesreise Fußmarsch entfernt. Eine Herausforderung der besonderen Art.

Tags darauf steht eine Stippvisite an der seit Oktober 2024 in Betrieb genommenen Krankenstation von Bushlung auf dem Programm. Das etwa 110.000 Euro teure Gebäude hatte bisher keinen Besuch aus Bayern erhalten. Zu schlecht waren wegen vorangegangener Regenfälle die Straßenverhältnisse als die Station im Oktober 2024 in Betrieb ging. Das fünfköpfige Personal samt Bürgermeister und wartender Patienten empfing die Gäste. Überschwänglich die lobenden Worte des Bürgermeisters auf die Verdienste der Nepalhilfe, stehen doch in seinem Zuständigkeitsbereich schon zwei von der Organisation errichtete Schulen. In der Tat macht die Krankenstation einen perfekt aufgeräumten und liebevoll gestalteten Eindruck, samt Gemüsegarten!

Besuch in Reha-Einrichtung für Querschnittsgelähmte

 Auf dem Programm stand ferner der Besuch des Spinal Injured Recreation Center (SIRC) der einzigen Institution ihrer Art zur Behandlung und Rehabilitation Querschnittsgelähmter in ganz Nepal. An der östlich von Bhaktapur gelegenen Einrichtung arbeitete Hari Adhikari, der jetzige Leiter der Nepalhilfe in Kathmandu, sechs Jahre als Verwaltungschef, ehe er im Sommer des vergangenen Jahres wechselte. Hintergrund der zweistündigen Stippvisite war die von der Nepalhilfe Beilngries  mit 34.000 Euro finanzierte Lieferung von 115 Rollstühlen. Sie werden in Thailand gefertigt und sollen Ende Mai ihr Ziel erreichen. 71 Patienten werden derzeit dort von dem aus 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestehenden Personal betreut, erklärt der Leiter, Dr. Rajun Dhaka. Dies sei nur möglich weil zudem rund um die Uhr Familienangehörige an der Seite der Patienten stehen oder Nächtens auf einem provisorischen Holzgestell das als Bett dient, liegen. Erschütternd die einzelnen Schicksale, besonders mit der Perspektive, dass es meist keine Nachsorge und medizinische Betreuung in den entlegen Regionen des Landes geben wird.

Elektrobus für Disabled Day Care Home

Weitaus erfreulicher war der Besuch des vor drei Jahren in Betrieb gegangenen Disabled Day Care Home in Lubhu, dem Ort östlich von Kathmandu an dem sich auch das Shaligram Kinderhaus und zwei mit Unterstützung der Nepalhilfe Beilngries finanzierte Schulen befinden. An der Einrichtung zur Tagesbetreuung von Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Einschränkungen übergab Michael Rebele einen neuen Kleinbus mit Elektroantrieb. Damit erweitert sich der Einzugsbereich für Besucher des Hauses erheblich. Finanziert worden war das Fahrzeug überwiegend von der Fa. Deuter, einem langjährigen Unterstützer der Beilngrieser Organisation. Das Personal hatte mit den Betreuten für die Gäste ein Programm aus Tanzeinlagen und einer Modenschau zusammengestellt. Die Nervosität der Akteure war deutlich spürbar. Sichtlich stolz manövrierte abschließend der neu eingestellte Fahrer sein Gefährt samt Insassen aus dem Hof des Areals.

Treffen mit vertrauten Menschen

 Sozusagen das „Salz in der Suppe“ solcher Besuche sind die zahlreichen Zusammentreffen mit den Menschen, denen die Nepalhilfe seit vielen Jahren, ein zuverlässiger Partner ist und war. Trotz moderner Kommunikationsmöglichkeiten sind sie durch nichts zu ersetzen. Der Erfahrungsaustausch bei einem Tee oder Glas Bier samt dem Nationalgericht Dal Bhat, etwa mit Tsering Samdup, der im entlegenen Dolpo den Bau eines Passivsolarhauses koordinierte oder dem Elektromeister Suresh Raj Pahari, der seine Ausbildung in München absolvierte und seit vielen Jahren ein kompetenter Ansprechpartner ist sind ein Beleg dafür.

Regen verwässert Jubiläumsfeier

Das Hauptaugenmerk des Nepalaufenthaltes galt natürlich dem 30-Jährigen Bestehen der Michl-Dacher-Schule in Kadambas. Die wurde am 21.04.1995 feierlich übergeben. Einige der damaligen Ehrengäste sind mittlerweile verstorben. So der Ideengeber Rajendra Giri aus eben jenem kleinen Bergdorf im Sindhupalchok Distrikt, der bei einem Aufenthalt in Beilngries im Jahr 1992 mit seinem Satz „Könnt ihr nicht in meinem Dorf eine Schule bauen?“ das „Bildungsrad“ in Bewegung gesetzt hatte. Ebenso verstorben sind der Bauminister Nepals Prem Singh Thami, der damalige Deutsche Botschafter, Dr Karl Heinz Scholtyssek und auch Josefine Dacher, Ehefrau des Namensgebers. Aus Bayern angereist waren damals die Brüder Karl und Michael Rebele mit ihren Ehefrauen Renate und Michaela, sowie Ralf und Ingrid Petschl als Vertreter der Nepalhilfe, zudem Sigrid und Gumbert Mitzam, Eduard und Markus Liebscher sowie Carola Brand.

Am 27.04.2025 hatten sich hunderte Besucher aus Kadambas und den umliegenden Dörfern auf dem neu gestalteten Schulareal eingefunden um der Feier beizuwohnen. Musiker und Tanzgruppen nahmen die Gäste der Nepalhilfe Beilngries/Kathmandu vor dem Dorf in Empfang. Darunter natürlich auch Sunil Shrestha, der langjährige Vertreter vor Ort und Shyam Pandit, dessen berufliche Laufbahn als Lehrer 1993 in Kadambas begonnen hatte. Er zählt seit mehr als 20 Jahren zum Team.

Ein besonderes Erlebnis war dieser Besuch sicher für die 20-köpfige Studiengruppe für Architektur der Fachhochschule Rosenheim, denen im Rahmen ihrer Exkursion nach Nepal und der guten Verbindung zur Nepalhilfe Beilngries dieser Programmpunkt ermöglicht worden war.

Unendlich viel Mühe gegeben hatten sich Schüler- und Lehrerschaft sowie das Schulkomitee um Narajan Giri um diesen Tag zu gestalten. Gerade ihm lag dies besonders am Herzen, denn sein Vater Bahadur Narajan Giri war in den Anfängen unermüdlicher Motor zum Bau der Schule.

Der Schulhof war mit bunten Zelten, Stuhlreihen, Luftballons und einem großen, Mandala ähnlichen Gemälde auf dem Pflaster des Schulhofs prächtig gestaltet. Den Grußworten der politischen Vertreter und der Schulleitung folgten die von Michael Rebele. Er betonte vor allem, dass unter den mittlerweile mehr als dreißig, von  der Nepalhilfe Beilngries finanzierten Schulen die von Kadambas die einzige ist, deren Geschichte es wert sei in  einem Buch  festgehalten zu werden.

Wenig später öffnete der Himmel seine Schleusen. Während die Besucher in den Schulräumen verschwanden, fiel auch das Mandala dem Regen zum Opfer.

All die Mühen vergebens. Aber Nepal wäre nicht Nepal, denn dort sagt ein Sprichwort, dass es Glück bringe wenn Regen in eine solche Veranstaltung falle.

Als Andenken erhielt jeder der Studierenden eine Erinnerungstafel zu diesem Jubiläum ehe es in einer mehrstündigen Fahrt zurück nach Kathmandu ging.

Spenden für neue Projekte

 Natürlich fehlten auch bei diesem Besuch die Anfragen zum Neubau von Toilettenanlagen, der Gestaltung eines Sportplatzes und eines Gemeinschaftsraumes nicht.  Damit nicht genug hatten Michael und Michaela Rebele bei der Rückreise die konkreten Pläne zum Neubau einer maroden Schule im Umfeld von Kathmandu genauso im Reisegepäck wie die etwa die Anfrage zur Förderung einer kleinen Blindenorganisation in Kathmandu. Möglich sein wird all dies aber nur mit einem entsprechenden Spendenaufkommen.