Projektreise Herbst 2024

Hier eine kurze Zusammenfassung unserer letzten Projektreise, die wie immer vollgepackt mit Terminen war.

Sie haben vielleicht in den Nachrichten über die schlimmen Überflutungen in Nepal gehört, bei denen es mehr als 100 Tote gab. Genau zur Zeit dieses Unwetters befanden wir uns im Landeanflug auf Kathmandu. Eine Landung war durch den heftigen Regen beim ersten Versuch nicht möglich, der Pilot musste nochmals durchstarten und mehrere Runden über Kathmandu drehen. Wir wurden zwar informiert, dass alles „unter Kontrolle“ sei, waren dann aber doch sehr erleichtert, als wir nach ca. 20 Minuten sicher landen konnten und wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

Am nächsten Tag wurde uns das Ausmaß der Umweltkatastrophe erst bewusst. Aus kleinen Bächen waren reißende Ströme geworden, Brücken, Straßen und Häuser überflutet. Kathmandu war von der Außenwelt nahezu abgeschnitten, alle Flüge wurden storniert und Hauptverkehrswege waren nicht mehr passierbar.

Leider wurden auch einige Projekte der Nepalhilfe davon in Mitleidenschaft gezogen. So stand das Erdgeschoss des Siddhi Memorial Hospitals, bereits zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres, unter Wasser. Glücklicherweise konnten teure medizinische Geräte rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.

Unser Kinderhaus in Lubho, liegt, ähnlich wie das Siddhi Memorial Hospital, etwas unterhalb der Straße und durch mangelnde und überlastete Kanalisation strömten Wassermassen von der Straße direkt in die Gebäude. Beschädigt wurden Möbel und Teppiche im Erdgeschoss, aber gottlob wurde auch hier niemand verletzt.

Der Regen hörte am Nachmittag des nächsten Tages endlich auf und die Wassermassen verschwanden überraschend schnell. Zurück blieb Unrat, Schlamm und Zerstörung.

Mit einem Tag Verspätung, konnten wir unsere Projektreise mit einem Inlandsflug in den Süden Nepals, zum Baustellenbesuch des neuen Bezirkskrankenhauses Kawasoti fortsetzen. Wie wir bereits mehrfach beschrieben, gestaltet sich dieses Projekt durch die Zusammenarbeit mit der Regierung sehr schwierig und langwierig. Dieses Mal konnten wir jedoch den zuständigen Mitarbeiter der Regierung treffen und einen entscheidenden Durchbruch erzielen.

Es wurde uns fest zugesagt, dass die Bereiche, die durch die Nepalhilfe Beilngries finanziert werden, bis Jahresende fertiggestellt werden und der Betrieb im Krankenhaus aufgenommen werden kann. Die Baumaßnahmen, die von der Regierung übernommen werden, können bis März nächsten Jahres größtenteils beendet werden. Es wurde auch gleich als Termin für die Einweihungsfeierlichkeiten der 12. März 2025 festgelegt, zu dem die Nepalhilfe Beilngries natürlich herzlich eingeladen wurde.

Ganz in der Nähe des Bezirkskrankenhauses befindet sich die Blutbank des Rot-Kreuz Verbandes Kawasoti, die bereits seit 2017 von der Nepalhilfe Beilngries unterstützt wird. Bei einem kurzen Besuch wurde uns die neue, von der Nepalhilfe finanzierte PRP-Maschine vorstellt, die endlich aus Indien in Kawasoti angekommen war.

Zurück in Kathmandu, treffen wir uns mit ehemaligen Kindern aus unserem Kinderhaus, die großes Interesse an einer Ausbildung in Beilngries zeigen. Eine junge Frau ist bereits ausgebildete Krankenschwester und möchte gern im Seniorenheim eine weitere Ausbildung zur Altenpflegerin absolvieren. Drei Jungs sind sehr interessiert an einer Ausbildung im Gastronomiebereich in Beilngries. Alle Vier lernen bereits eifrig Deutsch, um Anfang nächsten Jahres die B1-Sprachprüfung abzulegen. Diese ist Voraussetzung für ein Arbeitsvisum in Deutschland. Zwei Beilngrieser Hotelbesitzer haben bereits sehr gute Erfahrungen mit Auszubildenden aus Nepal gemacht und sind mehr als bereit, weiteren jungen Nepali eine Ausbildungsstelle anzubieten.

Vertreterinnen des Behindertenheims in Lubhu, das von der Nepalhilfe finanziert wurde, nutzen die Gelegenheit, mit uns die Anschaffung bzw. Miete eines Kleinbusses für den Transport der Kinder zu besprechen.

Lila Bandahri, der Gründer und Betreiber des DOCS Kinderhauses, stellt uns seine Pläne für einen Neubau seines Kinderhauses vor. Die Miete für sein jetziges Gebäude ist drastisch gestiegen und er sieht keine andere Möglichkeit, als ins Randgebiet von Kathmandu umzuziehen, wo die Preise noch etwas niedriger sind. Lila Bandhari leistet sehr gute und wichtige Arbeit und die Nepalhilfe unterstützt sein Kinderhaus schon seit vielen Jahren.

Schwierige Straßenverhältnisse, durch unzählige durch das Unwetter verursachte Erdrutsche, führen uns für zwei Tage ins Sindhupalchok-Gebiet, wo wir die Wiederherstellung der Bahunipati Schule einweihen durften. Danach besuchen wir die von der Nepalhilfe gebauten Schulen in Sanosirubari, Melchaur, Irkhu und Sangachok. Bei Gesprächen mit den Schulleitern und Verantwortlichen lassen wir uns über aktuelle Gegebenheiten informieren und begutachten den Zustand der Schulen. Wir weisen auf einige dringend erforderliche Wartungsarbeiten hin. Uns werden daraufhin „Telekop-Augen“ bescheinigt, weil wir viele Kleinigkeiten feststellen, die von Nepalis einfach nicht wahrgenommen werden!

Außerdem nutzen wir die Zeit für intensive Gespräche, weitere Projektplanungen und Schulungen mit unseren Kollegen im Kathmandu Office.

Unser neuer Country Representative, Hari Adhikari, der seit Juli dieses Jahrs die Leitung des Kathmandu Offices der Nepalhilfe übernommen hat, hat sich bereits sehr gut eingearbeitet und ist durch seine Erfahrung und Expertise eine große Unterstützung.

Wir hatten auch Gelegenheit Sunil Shestra zu treffen und ihm nochmals für seine langjährige Tätigkeit für die Nepalhilfe zu danken. Sunil Shestra hatte über 30 Jahre die Position des Country Representative inne und genießt seit der Übergabe der Aufgaben an Hari Adhikari, seinen wohlverdienten Ruhestand.

Diese Reise hat uns wieder mal gezeigt, wie wichtig diese Besuche in Nepal sind. Der Durchbruch bei unserem Kawasoti-Projekt wäre von der Ferne aus nicht möglich gewesen. Bei den persönlichen Treffen mit unseren Kollegen, Kinderhauskindern und Projektverantwortlichen erhalten wir Informationen und Einblicke, die wir durch ausschließlichen Kontakt per E-Mail, Telefon und Teams-Meetings nicht bekommen hätten.